Piet Vijverberg zum Thema 100 % Digital: „Wenn wir die Digitalisierung gemeinsam richtig anpacken, wird das jedem von uns helfen“
Viele Gärtner bereiten sich seit einiger Zeit auf 100 % Digital vor. Auch der Gärtnereibetrieb Piet Vijverberg arbeitet intensiv daran, die Anforderungen von 100 % Digital bis Ende 2020 zu erfüllen. In diesem Interview berichtet die Firma Piet Vijverberg über den Prozess, die Herausforderungen, die Vorteile und natürlich auch über die eigenen Erfahrungen!
Können Sie uns etwas mehr über Ihren Betrieb erzählen?
Piet Vijverberg ist ein Gärtnereibetrieb mit langer Historie, gegründet im Jahr 1946 und ansässig in der Region Westland. Mit Sander Vijverberg steht jetzt die dritte Generation in der Verantwortung. Die Mechanisierung und technische Ausstattung des Betriebes sind während des gesamten Bestehens der Firma immer auf hohem Niveau gewesen. Piet Vijverberg hat auch an vielen technischen Verbesserungen und neuen Ideen für die Zierpflanzenproduktion mitgewirkt. Diese Historie ist ein Zeichen für den innovativen Charakter des Unternehmens. Auch bei der Kooperation mit den Partnern innerhalb der Erzeuger- und Handelskette ist Piet Vijverberg innovativ. Wir gehen auch einmal andere als die üblichen Wege und bieten mit hochwertigen Marketinglösungen einen Mehrwert sowohl für Exporteure als auch für den Endkunden. Wir halten aktiv Kontakt zu allen Partnern in der Erzeuger- und Handelskette, auch digital!
Im Betrieb von Piet Vijverberg werden Zimmerpflanzen erzeugt, und zwar die Orchidee Phalaenopsis in der Topfgröße 12 cm und die Dracaena Fragrans in 4 verschiedenen Topfgrößen. Das passiert auf einem 7,5 ha großen Gelände in Monster (1 ha Dracaena, 6,5 ha Phalaenopsis). Beide Produkte werden das ganze Jahr hindurch angebaut; der Absatz erfolgt jede Woche. Den größten Teil davon verkaufen wir im Direkthandel (Connect RFH) mit unserem eigenen Vertriebsteam. Daneben haben wir ein tägliches Versteigerungsprogramm für Teile unserer Produktion, wovon wiederum ein Teil im Uhrvorverkauf abgesetzt wird. Unsere Pflanzen in Spitzenqualität werden an den Fachhandel in ganz Europa geliefert. Unsere Grundwerte lassen erkennen, wofür wir stehen: Qualität, Zuverlässigkeit und Innovation beschreiben es eigentlich ganz gut. Dadurch lassen wir uns inspirieren, und das sehen wir auch bei unserem ganzen Team. Unsere Unternehmenskultur setzt auf Kontinuität und No-Nonsense, und unsere 80 Mitarbeiter machen da alle engagiert mit.
Sind Sie heute schon in Floriday aktiv?
Ja, wir sind seit 3 Monaten in Floriday aktiv und versuchen, auf diesem Weg gemeinsam mit Plantform und den anderen Gärtnern einen nützlichen Beitrag zum Projekt 100 % Digital zu leisten.
Welche Floriday-Funktionen nutzen Sie heute schon?
Wir nutzen Floriday in Kombination mit unserem Softwarepaket SDF. In Floriday nutzen wir u. a. Folgendes:
- Katalogpreise und Stückzahlen.
- Kundenspezifische Preise.
- Partiepreise nur teilweise, weil das noch weiter entwickelt wird.
- Artikelverwaltung machen wir mit SDF.
- Insights. Das ist sehr übersichtlich; wir finden es sehr praktisch!
Welche Floriday-Funktionen wollen Sie noch dieses Jahr nutzen?
So viele wie möglich; es hängt nur davon ab, wie sich Floriday weiter entwickelt und in welchem zeitlichen Rahmen. Wie bei allen solchen Projekten gibt es momentan noch viele Kinderkrankheiten, und die müssen erst einmal behoben werden. SDF arbeitet momentan intensiv an der Koppelung mit Floriday. Wir freuen uns, dass unser Partner SDF das konstruktiv angeht. Wenn diese Koppelung in Betrieb ist, können wir beide Pakete optimal nutzen. Die Auftrags- und EAB-Bearbeitung werden dann über SDF und Floriday laufen. Außerdem können wir über Floriday in Zukunft viel mehr Daten in Richtung unserer Kettenpartner übermitteln, sowohl was Fotos und Marketing angeht als auch funktional. Diese Daten können dann von unseren Partnern komfortabel genutzt werden.
Um gemeinsam zu einem gut funktionierenden System zu kommen, braucht es ein umfangreiches Projekt mit vielen Kontakten zwischen allen Beteiligten. Wir haben uns dieser Aufgabe ernsthaft gestellt und arbeiten täglich daran. Auf dem Weg dahin ergeben sich immer Optimierungswünsche und -erfordernisse, die dann gemeinsam realisiert werden. Am Ende werden wir dieses Ziel gemeinsam erreichen, darauf vertraue ich!
Worin bestehen Ihrer Meinung nach die Vorteile von 100 % Digital? Welche Vorteile ziehen Sie aus 100 % Digital?
Derzeit haben wir noch nicht viele Vorteile, aber das liegt vor allem daran, dass wir noch in einer Testphase sind und noch nicht alles zu 100 % richtig funktioniert. Wir konnten das System beispielsweise noch nicht 1:1 mit einem Kunden testen. Aber damit werden wir in Kürze beginnen. Wenn wir diese Phase hinter uns haben, haben wir alle ein gutes und effizientes System für ein korrektes Echtzeit-Produktangebot, für den Verkauf und die digitale Auftragsabwicklung, mit mehr Übersicht für uns und für unsere Kunden. Kurz gesagt: Viele Dinge werden mit Floriday viel besser und effizienter gehen als mit den alten Systemen und Arbeitsweisen, und dadurch können wir bessere Kontakte innerhalb der Erzeuger- und Handelskette unterhalten.
Warum ist 100 % Digital für Sie wichtig?
In erster Linie, weil Royal FloraHolland die geltenden Vorschriften für Finanzdienstleister natürlich einhalten muss. Außerdem ist eine gute Anbindung und Auftragsabwicklung mit den Partnern in der Erzeuger- und Handelskette sehr wichtig. Sind diese Prozesse erst einmal gut installiert, sorgt das dafür, dass alle Beteiligten schneller arbeiten können, und darüber hinaus auch fehlerfrei. Wir sind von der 100%igen Digitalisierung überzeugt, dies gilt für viele Branchen und sicher auch für die Zierpflanzenbranche. Floriday wird die Plattform dafür sein.
Was müssen Sie bei sich noch verändern, um die Anforderungen von 100 % Digital zu erfüllen?
Floriday muss für alle Beteiligten 100 % wasserdicht sein, denn kein Betrieb ist wie der andere. Außerdem sind natürlich die Informationen und Erklärungen für alle, die jetzt oder künftig mit dem System arbeiten, sehr wichtig! Wir merken, dass es auf der Seite der Käufer noch viele Unklarheiten darüber gibt, wie sich die Dinge entwickeln werden. Man hat zwar davon gehört, dass bis Ende des Jahres alles zu 100 % digital laufen soll, aber einige haben noch keine Vorstellung davon, wie das aussehen wird. Royal FloraHolland muss berücksichtigen, dass auf dieser Seite des Marktes noch viele Dinge umgesetzt werden müssen. Über das Plantform-Kollektiv arbeiten wir mit verschiedenen Partnern daran mit, und von hier aus kann das dann weiter umgesetzt werden. Nach unserer Meinung geht die Weiterentwicklung von Floriday heute noch zu langsam. Es dauert zu lange, bis neue Elemente fertiggestellt oder Fehler behoben worden sind.
Welche Erwartungen haben Sie für die Zukunft?
Natürlich wird Floriday ein Erfolg sein, und wir versprechen uns viele Vorteile für uns selbst und für unsere Kunden davon. Aber nichts geht von selbst, daher müssen wir gemeinsam mit aller Kraft vorangehen, um die Kinderkrankheiten zu beheben und zusätzliche Werkzeuge zu entwickeln, sodass ein komfortabel bedienbares System daraus wird. Wir freuen uns schon, es bald mit einigen Käufern weiter testen zu können.
Welche Vorteile wird die Digitalisierung für die Zierpflanzenbranche bringen? Was ist für Sie der wichtigste Vorteil?
Ein zuverlässiges Produktangebot, also mit korrekten Stückzahlen, Preisen, Spezifikationen und so weiter, das in angemessener Weise an die Erzeuger- und Handelskette angekoppelt ist und das Transaktionen auf effiziente Weise zustandebringen kann. Dadurch ändern sich die Arbeitsprozesse und täglichen Abläufe, und wir können uns noch besser auf unsere Kunden fokussieren und die Kooperation in der Erzeuger- und Handelskette vertiefen.
Was würden Sie anderen Gärtnereibetrieben in Sachen „Digitalisierung“ gern ans Herz legen?
Veränderungen sind immer schwierig, aber es ist auch eine schöne Herausforderung, sich ihnen zu stellen. In der Anfangsphase muss man viel Zeit investieren, und man selbst und die Kunden müssen lernen, mit einem neuen System zu arbeiten, vielleicht ganz anders, als man es vorher lange gemacht hat. Aber wenn wir die Digitalisierung gemeinsam, auf kooperative Weise und richtig anpacken, wird das jedem von uns helfen. Wenn wir das nicht mit vereinten Kräften über Royal FloraHolland schaffen, werden zweifelsfrei andere Initiativen entstehen, und das kann am Ende für uns weniger gut ausgehen, als wenn wir die Sache selbst in die Hand nehmen. Mein Tipp: Rechtzeitig beginnen, damit man auf 100 % Digital vorbereitet ist.